Neue Wege für die Offene Ganztagsschule
Es ist viel Bewegung in den Offenen Ganztagsschulen. Nicht erst mit dem kommenden Rechtsanspruch, der ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise eingeführt wird, stehen Änderungen an. „Wir sind doch schon längst mittendrin“, sagt Miriam Maiburg, Bereichsleitung Schule beim AWO Unterbezirk. „Seit Jahren reagieren wir an den Schulen auf stetig steigende Kinderzahlen. Der Bedarf ist groß und wir wollen im Sinne der Kinder bestmögliche Lösungen entwickeln."
Als Träger von insgesamt 69 Offenen Ganztagsschulen in den Kreisen Recklinghausen, Coesfeld und Borken hatte der Bereich Schule zu einer Informationsveranstaltung zum Thema „Rhythmisierte Ganztagsklasse“ mit anschließender Podiumsdiskussion in das Gemeinschaftshaus Wulfen in Dorsten geladen. Rund 80 Schulleitungen, OGS-Teamleitungen sowie Vertreter:innen aus den Schulverwaltungen sind der Einladung gefolgt. Nach einer kurzen Vorstellung des Konzeptes mit Beispielen aus Gladbeck stellten sich vier Akteure, die dieses bereits in der Praxis umsetzen, den Fragen von Moderatorin Esther Palmer. Julia Winkel, Schulverwaltung Gladbeck, berichtete aus Sicht des Schulträgers, Ute Kirsten, Schulleiterin der Mosaikschule Gladbeck, erzählte von ihren Erfahrungen, Herausforderungen in der Umsetzung und anfänglichen Schwierigkeiten. Karen Stunz ist als pädagogische Fachkraft in einer Ganztagsklasse an der Mosaikschule eingesetzt und schilderte ihren Schulalltag mit vielen Beispielen. Lehrer Mark Hülsebusch, Wittringer Schule Gladbeck, ist Klassenlehrer einer Ganztagsklasse und erzählte von den Vorzügen des Ganztagskonzepts.
In einer Ganztagsklasse sind Schulunterricht und OGS eng mit einander verflochten. So gehen die Kinder täglich von 8 bis 15 Uhr zur Schule und haben auch nachmittags Unterricht in Fächern wie Sport oder Musik. Statt Hausaufgaben sind Lernzeiten fest im Stundenplan verankert. Die Kinder verbleiben auch zum Mittagessen und am Nachmittag im Klassenverbund. „Der größte Vorteil ist, dass wir das Kind viel intensiver im Blick haben und alle Beteiligten den Schulalltag sehr viel entspannter erleben“, sagt Karin Stunz. Das Konzept einer rhythmisierten Ganztagsklasse an der Mosaikschule in Gladbeck sieht vor, dass eine Lehrkraft mit einer pädagogischen Fachkraft sowie einer pädagogischen Ergänzungskraft aus der OGS jeweils in Doppelbesetzung in der Klasse eingesetzt werden. „Man muss bereit sein, im Team zu arbeiten. Und zwar auf Augenhöhe. Das ist die beste Grundlage für individuelles Begleiten, Fördern und Fordern“, erklärt Schulleiterin Ute Kirsten. Die Eltern haben bei der Anmeldung der Kinder die Wahl. Das klassische OGS-Angebot wird nicht abgeschafft, sondern läuft in der Regel parallel. Bei aller Begeisterung betonten alle Anwesenden, dass es für Ganztagsklassen aktuell noch keinen gesonderten rechtlichen Rahmen gibt und auch keine finanzielle Grundlage vom Land vorgesehen ist. „Dennoch müssen wir Schule gemeinsam weiterentwickeln, um sie zukunftsfähig zu machen. Wer Bildungsgerechtigkeit ernst meint, muss auch die finanziellen Mittel bereitstellen. Hierfür werden wir weiter werben“, sagt Miriam Maiburg. „Mit der Infoveranstaltung möchten wir einen Impuls geben und Möglichkeiten aufzeigen. Wenn alle Akteure in Schule, Verwaltung und Politik gemeinsam agieren, ist vieles möglich.“ Das Interesse bei den Anwesenden war groß. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion wurden noch viele Fragen gestellt. Im kommenden Jahr sind weitere Veranstaltungen vor Ort in den Schulen geplant, um so einen noch besseren Einblick in die Arbeit geben zu können.
INFO
Miriam Maiburg
Bereichsleitung Schule
Wildermannstraße 69
45659 Recklinghausen
Tel.: 02361 9316751
m.maiburg@awo-msl-re.de
Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.