Mit 49 noch die Schulbank drücken

Jetzt nochmal zwei Jahre die Schulbank drücken? Das würde ich nicht schaffen. Doch zum Glück hat meine Leitung nicht lockergelassen“ erinnert sich Melanie Strugala und schmunzelt. Die 49-jährige Quereinsteigerin hat im August 2023 die Weiterbildung zur OGS-Fachkraft begonnen und ist sehr glücklich mit der Entscheidung: „Ich bin froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Ich merke es in meiner eigenen Entwicklung, dass ich die Dinge in der OGS ganz anders verstehe. Es ist etwas total anderes, ob man nur mitwirkt oder auch das pädagogische Hintergrundwissen hat.“

2019 ist Melanie Strugala als Honorarkraft in der OGS Pestalozzischule eingestiegen. „Ich hatte schon immer ein Händchen für den Umgang mit Kindern. Ganz intuitiv. Das bewies sich dann auch sehr schnell nach meinem Einstieg und mir wurden nach kurzer Zeit 15 Wochenstunden als Ergänzungskraft angeboten. Das hat mich total gefreut, früher habe ich nämlich etwas ganz anderes gemacht,“ sagt Melanie Strugala und lehnt sich zurück. „Ich habe eine Ausbildung in der Parfümerie gemacht und dann als Visagistin gearbeitet. Dann habe ich eine Familie gegründet und im Wiedereinstieg habe ich schnell gemerkt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch die Arbeitszeiten nicht funktioniert. Durch eine Bekannte bin ich dann zur AWO gekommen.“

Nach knapp vier Jahren, im August 2023, traut sich Melanie Strugala den Schritt der Weiterbildung zur OGS-Fachkraft: „Seitdem bedeutet es für mich an den Wochenenden zu lernen und Hausarbeiten zu schreiben. Das Lernmaterial bekommen wir digital zur Verfügung gestellt. Das müssen wir eigenständig durcharbeiten. Es gibt keine Klausuren, doch regelmäßige schriftliche Abgaben, für die man sich echt hinsetzen muss. Im Halbjahr haben wir insgesamt nur fünf Präsenztage in der Schule in Hamm. Der Rest läuft eigenverantwortlich von Zuhause. Aber jeder teilt sich das ein bisschen anders ein.“

Unterstützung erfährt sie dabei von ihrem Team: „Ich habe so super Leute hinter mir stehen und das große Glück, die Weiterbildung gemeinsam mit einer meiner Kolleginnen zu machen. Wir sind sogar in derselben Klasse. Aber auch der Zusammenhalt im Klassenverbund ist sehr groß“, strahlt Melanie Strugala: „Und das, obwohl wir uns so selten sehen und auch aus unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen kommen: Zwischen 23 und 60 Jahren ist alles dabei.“

Auch Zuhause bedeutet die Weiterbildung eine Umstellung: „Für meine Familie heißt es deutlich mehr Pflichten im Haushalt zu übernehmen. Vorher habe ich das mit Links gemacht aber jetzt fehlt mir dafür die Zeit. Das haben wir vorher besprochen und jeder musste einverstanden sein. Ein wichtiger Anreiz ist hierbei das Geld gewesen. Es ist natürlich ein spürbarer Unterschied, ob man in Entgeltgruppe 2 oder 5 ist.“

Letztendlich macht Melanie Strugala die Weiterbildung für sich: „Um wirklich sicherer zu sein, die Hintergründe und den Sinn der pädagogischen Arbeit zu verstehen. Davon profitieren am meisten die Kinder.“ Dabei hat die OGS für die Schüler*innen eine große Bedeutung, sagt Melanie Strugala: „Sie bedeutet Sicherheit. Oder besser Beständigkeit. Treffen mit Freunden. Die Kinder bekommen immer ein offenes Ohr und fühlen sich gesehen.“ Am liebsten bietet Melanie Strugala Kreativ-Angebote in der OGS an: „Kreatives in allen Formen, die es gibt. Jeder Schnipsel wird verwendet. Ich bin hier auch als Sammeltante bekannt und habe schon einige Upcycling-Projekte mit den Kindern durchgeführt.“ Mit ihrer Geschichte möchte Melanie Strugala auch andere Menschen ermutigen: „Wer ein Händchen dafür hat, soll sich den Quereinstieg trauen. Das, was die Kinder einem wiedergeben, macht jeden anstrengenden Tag wieder wett. Dabei sind es die einfachen Dinge: Ein Lächeln oder das Vertrauen was entgegengebracht wird. Unbezahlbar.“

INFO

Bereich Schule
Fachberatung Ausbildung
Eva Isselhorst
Wildermannstraße 69
45659 Recklinghausen

Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.