Löffelweise
Es ist kurz nach zwölf und ein köstlicher Duft zieht durch die Räume des Startpunktes in Datteln. In der kleinen Küche verrührt Matthäus Wywiol noch die Sour Cream mit den frischen Kräutern. Im Backofen bruzzeln Zucchini und Tomaten in einer Auflaufform. „Heute gibt es Rosmarin-Kartoffeln mit Sour Cream und Zucchini-Tomatenauflauf“, erzählt der AWO-Mitarbeiter. Seit September gibt es den Mittagstisch „Löffelweise“ im Startpunkt Datteln.
Das kostenlose Angebot ist Teil des Beratungsangebots „Kompass“ und wird aus Mitteln des Stärkungspakt NRW finanziert. Montags bis freitags wird von 12.30 bis 13.30 Uhr ein warmes Mittagessen angeboten. „Der Mittagstisch war eine Idee von uns, mit der wir die Türen für mehr Menschen im Dattelner Süden öffnen wollten“, erklärt Rob Auferkamp, Leiter des StartPunkts. „Ein niederschwelliges Angebot, um auch auf unsere Beratungsangebote aufmerksam zu machen.“
Während es im Dattelner Norden die Tafel mit einem Mittagsangebot gibt, findet man im Süden weit weniger Angebote. „Wer hier wohnt, fährt aber nicht bis auf die andere Seite der Stadt“, erklärt Rob Auferkamp. Im Startpunkt gibt es dagegen alles, was man für ein Mittagsangebot benötigt: eine Küche und ein gemütliches Café mit Bistrotischen, Sitzecke, Billardtisch und Kicker. Wer mag kann direkt am Tresen Platz nehmen. Eingeladen ist sind alle Menschen. „Einzig Hunger sollten sie mitbringen“, sagt Matthäus Wywiol und lacht.
Jasmin und Dennis kommen fast täglich zum Mittagessen in den Startpunkt. Während die neun Monate alte Tochter friedlich in der Babyschale liegt und an ihren Händen schmatzt, lassen es sich die jungen Eltern schmecken und plaudern ganz ungezwungen mit Matthäus Wywiol. Der erkundigt sich nach den Vorlieben des Sohnes. „Morgen hat die Kita geschlossen“, erklärt Jasmin. „Dann kommt er mit hier hin.“ Normalerweise nimmt Matthäus keine Bestellungen entgegen. „Aber Ausnahmen für Kinder mache ich schon mal“, sagt er augenzwinkernd und fragt die Eltern, ob ihr Sohn Nudeln mag und welches Gemüse er bevorzugt. „Schließlich soll es doch allen schmecken.“ Am Nebentisch werden die Teller bereits weggeräumt und ein Kartenspiel aus dem Regal gesucht. Matthäus guckt zufrieden. „So soll es sein. Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen und gerne kommen.“ Wer lieber alleine isst, der darf sich das Essen in mitgebrachte Behälter füllen und es sich zu Hause schmecken lassen.
Gelernter Koch ist Matthäus Wywiol nicht. So stellte ihn die Vorgabe aus dem AWO-internen Klimaschutz- und Nachhaltigkeitskonzept, nur vegetarische Gerichte anzubieten, zunächst vor eine kleine Herausforderung. „Bolognese ohne Fleisch schmeckt doch sehr nach Tomate“, bemerkte er und experimentierte eine Weile, bis er seine Soße perfekt fand. „Wir haben aber auch nicht den Anspruch, ein Sternemenü zu servieren“, sagt Rob Auferkamp und schmunzelt. Viel mehr geht es darum, Ansprechpartner zu sein. Ein offenes Ohr zu haben. Barrieren und Ängste abzubauen. Und dafür ist Matthäus Wywiol genau der richtige. Mit seiner lockeren Art lockt er die Gäste aus der Reserve und manche überhaupt erst in den StartPunkt. „Ich hatte einen älteren Mann an der Straße beobachtet. Den habe ich erst einmal persönlich eingeladen und reingebeten. Jetzt kommt er regelmäßig“, erzählt er. „Es geht ja nicht nur darum, dass sich die Menschen kein Essen leisten können. Hier bei uns sind sie auch in Gesellschaft.“ Fragen wie „Wie geht es dir heute“, sind hier keine Floskeln, sondern ernst gemeintes Interesse. Wichtig ist den Startpunkt-Mitarbeitern vor allem, dass die Menschen die Unterstützung bekommen, die sie benötigen. Im StartPunkt Datteln finden Kinder, Jugendliche und Familien bedarfsgerechte, für den Einzelfall organisierte Hilfen.
INFO
StartPunkt Datteln
Rob Auferkamp
Böckenheckstraße 3
45711 Datteln
Tel.: 02363 3577038
Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.