Kommunikation ist alles in der Krise
Ein Donnerstagvormittag im November. Monatliche Teamleitungssitzung für die sechs offenen Ganztagsgrundschulen in Coesfeld und Dülmen – das erste Mal seit dem ersten Lockdown wieder rein online und im zweiten Anlauf. „Dienstag hatten wir technische Probleme“, erklärt Kathrin Spahn, OGS-Koordinatorin für die beiden Städte im Kreis Coesfeld. Zum Glück war die entsprechende Software bereits angeschafft und installiert, die beim ersten Lockdown eingeübten Abläufe schnell wieder aktiviert. Nun steht die Verbindung und sechs Kacheln mit den Köpfen der Teamleiter:innen erscheinen über die Software MS Teams auf dem Bildschirm.
An der Ludgerusschule in Dülmen-Buldern gab es einen Corona-Fall. „Wir haben die ganze OGS-Gruppe in Quarantäne geschickt“, berichtet OGS-Leiter Kai Thonemann blechern über die Laptop-Lautsprecher. Gerade aktuell sei der regelmäßige Austausch extrem wichtig, sagt Kathrin Spahn später. „Die Regeln ändern sich ja gefühlt täglich.“ Dass es tatsächlich bestätigte Infektionen gibt, sei eher die Ausnahme, aber wie umgehen mit Erkältungssymptomen bei Kindern oder Erzieher:innen? Was tun, wenn eine Erzieher:in ausfällt? Und wie die Kinder trotz aller Einschränkungen bei Laune halten? All diese Fragen kommen in der monatlichen Konferenz auf den Tisch, auch wenn die nun wieder nur eine virtuelle ist.
„Normalerweise haben wir ja ein offenes System im Ganztag, das heißt die Kinder können sich frei zwischen den Gruppen bewegen. Das geht aktuell natürlich nicht“, so Spahn. Auch mal eben in die Sporthalle, damit die Kinder sich austoben können, funktioniere derzeit nicht. Stattdessen hielten sich Jungen und Mädchen in begrenzten räumlichen Verhältnissen mit ungewohnten Gruppen sowie reduzierten Spielmöglichkeiten auf. „Die Leichtigkeit ist den Kindern etwas verlorengegangen“, berichtet Barbara Rolfes von der Dülmener OGS Dernekamp. Kai Thonemann von der Ludgerusschule drückt es noch krasser aus: „Die Kinder sind nicht mehr ausgeglichen, sondern stoßen absolut an ihre Grenzen und drücken das auch in ihrem Verhalten aus.“ Der Einrichtungsleiter ergänzt: „Glücklicherweise ist die AWO sehr schnell, wenn es darum geht, Abhilfe zu schaffen.“
Abhilfe schaffen heißt für Kathrin Spahn vor allem mehr Personal beschaffen, sofern möglich, oder die vorhandenen Kräfte umzuverteilen, etwa wenn jemand kurzfristig ausfällt. Wo es ging, wurden die Stunden von Teilzeitkräften aufgestockt. Bereits im September wurde ein Notfallplan erarbeitet, der bei Krankheits- oder Quarantänefällen greift und Handlungssicherheit bietet. Auch zusätzliches Spielzeug für die einzelnen Gruppen konnte angeschafft werden.
Um die Situation aufzuarbeiten, haben alle Teamleitungen im November an einer Fortbildung zum Krisenmanagement teilgenommen. Um die Bedarfe zu erfassen, dafür brauche es die engmaschige Kommunikation, auch abseits der monatlichen Sitzungen. Die hätten aber auch noch einen zusätzlichen Nutzen: „Es hilft auch schon zu hören, dass die anderen ähnliche Probleme haben“, sagt Kai Thonemann von der Ludgerusschule. So könnte man gemeinsam nach Lösungen suchen und von den Erfahrungen der anderen profitieren. Und sich nur online zu treffen, sei allemal besser als gar nicht. Ja, die Online-Konferenzen hätten sogar Vorteile: Man sei flexibler und spare sich die Fahrtwege. Das wolle man auch nach Corona weiter nutzen. Ganz ersetzen werden Onlinekonferenzen die echten Treffen aber nicht. Denn die – da war sich die Runde einig – seien allemal schöner.