Hilfe zur Selbsthilfe
„Wir profitieren wahnsinnig davon, was Carola in den letzten 30 Jahren aufgebaut hat“, sagt Sascha Linnenbrink und schaut sich in seinem Büro um. Hier, das ist der AWO StartPunkt Castrop-Rauxel. Hier werden Kinder, Jugendliche und Familien betreut, die Unterstützung und Hilfe im Familienalltag und im Zusammenleben brauchen. Carola Riechmann war es auch, die Sascha Linnenbrink vor zwölf Jahren erfolgreich „umworben“ hatte und zum StartPunkt lotste. „Sie hat schon früh damit begonnen, das Team auf ihren Ruhestand vorzubereiten“, erklärt Sascha Linnenbrink. „Das hat den Einstieg für mich natürlich um einiges erleichtert.“ Am 1. März 2024 hat der 37-Jährige Sozialpädagoge die Leitung des StartPunkts übernommen. Insgesamt zehn Mitarbeiter:innen umfasst das Team in Castrop-Rauxel. Von der Kinderkrankenschwester über Reha-Pädagog:in bis hin zur Dualen Studentin sind die verschiedensten Professionen vertreten. Viele Mitarbeiter:innen verfügen über mehrere Zusatzqualifikationen. „Jede:r bringt hier seine Stärken mit ein. Davon profitieren wir alle ungemein“, sagt Linnenbrink, der nach seiner Erzieherausbildung noch ein berufsbegleitendes Studium in Sozialpädagogik absolviert hat.
Den StartPunkt in Castrop-Rauxel gibt es bereits seit 1986. Er ist eine Einrichtung der ambulanten Erziehungshilfe und unterstützt Familien und junge Erwachsene. Zu den drei Kernarbeitsfeldern zählen die klassische Erziehungsberatung, die Erziehungsbeistandschaft und die Rückführung von Kindern in die Familie. Die zu betreuenden Familien oder die Kinder und Jugendlichen werden dem StartPunkt vom Jugendamt Castrop-Rauxel vermittelt. „Meist handelt es sich um Familien, die sich eigenständig ans Jugendamt wenden und um Hilfe bitten. Hinter ihnen liegt ein langer Leidensweg“, erklärt Sascha Linnenbrink. „Und anders als es oft im Volksmund heißt, versuchen wir erst einmal alles Mögliche, damit die Kinder und Jugendlichen in ihrer Familie verbleiben können.“ Selbstverständlich steht dabei das Kindswohl immer an erster Stelle. „Unser Ziel ist, dass uns die Familien wieder loswerden“, sagt der 37-Jährige und lächelt. „Wir wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben. Und nur wenn wir nicht mehr weiterkommen, dann entscheiden wir mit dem Jugendamt zusammen, was zu tun ist.“
Die Probleme, mit denen die Familien zu kämpfen haben, sind ganz unterschiedlich. „In den seltensten Fällen ist das Kind das Problem. Es trägt nur nach Außen, was in der Familie schiefläuft“, sagt Sascha Linnenbrink. Dank der vielfältigen Professionen im Team können je nach den Familiensituationen ganz gezielte Hilfen angeboten werden. „Wir versuchen immer erst einmal eine gute Bindung zu dem Kind oder Jugendlichen aufzubauen.“ Karten spielen, malen oder gemeinsames Backen können dabei helfen. Gleichzeitig müssen viele Gespräche mit Eltern oder sorgeberechtigten Personen geführt, Lebensumstände verändert werden. „Deshalb ist eine gute Beziehungsarbeit auch auf der Elternebene wichtig“, erklärt Sascha Linnenbrink. Dabei hilft es ihm, mit möglichst viel Wertschätzung und Respekt den Menschen gegenüberzutreten und Verständnis für ihre Situation zu zeigen. „Wenn wir nicht auf Augenhöhe und transparent mit den Familien zusammenarbeiten, ist der Misserfolg vorprogrammiert.“ Der beste Ansatz sei daher, bei den Stärken anzusetzen und dann zu schauen, wo es Veränderungen bedarf. Dass immer mal wieder auch belastende Situationen auftreten, man Geschichten mit nach Hause nimmt, sei normal. „Wir arbeiten mit Menschen“, sagt Sascha Linnenbrink. „Da kann man nicht immer einfach zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen. Da sind auch Geschichten, die uns berühren.“ Wichtig sei der Blick fürs Kleine. „Man braucht Ausdauer und Beharrlichkeit“, sagt der StartPunkt-Leiter. Umso schöner und motivierender ist es, wenn eine Familie es geschafft hat und aus der Begleitung „entlassen“ werden kann. „Zu sehen, wie Menschen es schaffen, ihr Leben zum Guten zu ändern, treibt mich an“, erklärt Sascha Linnenbrink.
INFO
StartPunkt Castrop-Rauxel
Sascha Linnebrink
Bahnhofstraße 262
44579 Castrop-Rauxel
Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.