Gemeinsam statt allein
Die Küche ist der wichtigste Raum im Haus, sagte mal eine liebe Verwandte zu mir, als wir in unser Haus gezogen sind. „Da treffen sich am Ende des Tages immer alle.“ Sie sollte Recht behalten. Ob Groß oder Klein, die Oma mit dem Enkel, Koch oder nur Zuschauerin – in der Küche ist das Leben. Genau so lebendig soll es auch wieder in der Küche der AWO Begegnungsstätte in Lengerich sein. Noch ist es hier eher funktional und an allen Ecken recht provisorisch eingerichtet. „Wir mussten uns im Laufe der Jahre mit Notlösungen behelfen. Ursprünglich war sie ja nur als Teeküche geplant“, erklärt Ortsvereinsvorsitzende Gerda Stiller. Die Notlösungen haben hoffentlich bald ein Ende. Denn nach langer Zeit des Wartens soll hier endlich eine „inklusive Küche“ entstehen. Den Antrag dazu hat Gerda Stiller bereits vor zwei Jahren gestellt.
„Das war alles gar nicht so einfach“, sagt Gerda Stiller und blättert in einem dicken Aktenordner. Der Unterbezirk stand dem Ortsverein daher unterstützend zur Seite. Rund 120.000 Euro Umbaukosten stehen am Ende unterm Strich auf dem Antrag an die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW. Neben einem Eigenanteil des Ortsvereins wird sich auch die Stadt Lengerich an den Umbaukosten beteiligen. Die andere Hälfte der Kosten übernimmt die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW.
„Es wird sich einiges verändern“, erzählt die Ortsvereinsvorsitzende. Ideen für die Nutzung der neuen Küche hat sie schon viele. „Vor allem wollen wir die Menschen hier zusammenbringen“, sagt Gerda Stiller. Ob Kochen für Diabetiker:innen, ein Männer-Kochclub oder gemeinsames Kochen von Senior:innen und Kindergartenkindern – es soll wieder Leben in die Küche kommen. Damit an den Angeboten auch wirklich jede:r teilnehmen kann, wird nicht nur die Küche komplett umgekrempelt, sondern auch barrierefreie Sanitäranlagen gebaut. Damit steht einem gemeinsamen Kocherlebnis nichts mehr im Wege. Doch längst soll es nicht nur beim Kochen bleiben. „Vorgesehen sind auch gemeinsame Einkäufe auf dem Wochenmarkt oder im nahegelegenen Hofladen“, erzählt die 71-Jahrige. In generationsübergreifenden Angeboten sollen Senior:innen ihr Wissen an junge Eltern und Kinder weitergeben können. „So profitieren alle: Alleinstehende Senior:innen werden Teil einer Gemeinschaft, fühlen sich gebraucht, und junge Menschen können viel lernen und den älteren Menschen wiederum helfen.“
Gemeinsames Lernen ist auch das Stichwort für ein weiteres Projekt im Ortsverein Lengerich. Denn zusammen mit Schüler:innen der Gesamtschule Lengerich wurde ein Medienprojekt ins Leben gerufen. „Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass man mit einem Tablet von zu Hause aus teilhaben kann, wenn man an seine Wohnung gebunden ist“, erklärt Gerda Stiller. „Es gilt, Unsicherheiten abzubauen und sich zu trauen.“ Damit das gelingt, kommen Gesamtschüler:innen, die an ihrer Schule zu Medienscouts ausgebildet wurden, in die Begegnungsstätte und erklären, wie man ein iPad nutzt. Geleitet wird das Projekt von Lehrer Christian Althoff, der Medienbeauftragter an der Gesamtschule in Lengerich ist. Die Idee kam von Erzieherin Saskia Wanke, die bereits in der Kita Rahestraße mit den Schüler:innen in anderen Projekten zusammen arbeitet. „Die iPads werden von den Schüler:innen mitgebracht“, erklärt Gerda Stiller. Geplant ist, dass Senior:innen und Medienscouts in einem 14-tägigen Rhythmus zusammenkommen.
INFO
Ortsverein Lengerich
Schultebeyringstraße 20
49525 Lengerich
Tel.: 05481 268060
Dieser Artikel stammt aus unserem Magazin „AWO erleben!“. Die gesamte Ausgabe steht hier zum Download bereit.